Weißer Whisky: Herstellung, Hintergrund und Marken

Whisky ist ein Getränk mit langer Tradition. Das Wort Whisky bedeutet “Wasser des Lebens” und wurde bereits im 18. Jahrhundert erstmals erwähnt. Wo genau seine Wurzeln liegen, ist bis heute noch nicht völlig geklärt. Als Ursprungsländer sind sowohl Irland als auch Schottland möglich. Heute gilt Schottland als die Heimat des Whiskys und es steht fest, dass es christliche Mönche waren, denen wir dieses Getränk verdanken. Die Herstellung gleicht beinahe einer Wissenschaft und viele Schritte sind zur Herstellung notwendig. Einer der wichtigsten Punkte dabei ist die Lagerung. Je älter der Whisky, desto intensiver, besser, teurer. So erfreut sich Whisky heute auf der ganzen Welt größter Beliebtheit und ist vor allem in Schottland aber auch in Amerika zum Nationalgetränk geworden. Allerdings sind die Absatzzahlen in Übersee in den letzten Jahren rückläufig und so haben sich kleine amerikanische Brennereien eine Neuerung einfallen lassen – den weißen Whisky.

Ab wann darf sich Whisky Whisky nennen?

Um uns dem Thema „weißer Whisky“ zu näher, schauen wir uns zunächst die Herstellung von „regulärem“ Whisky an. Für einen Whisky, der so richtig gut schmeckt, sind drei Dinge ausschlaggebend:

  • die Rohstoffe
  • die Herstellungsschritte und
  • die Reifung im Fass.

Alle drei Faktoren tragen zum Aroma und zur Farbe des Getränks bei. Die Rohstoffe haben bei der Whiskyherstellung ganz besondere Bedeutung. Klares Wasser aus einer Quelle mit dem richtigen Mineralien- und Torfgehalt ist Grundlage für guten Whisky und sogar ausschlaggebend für den Standort der Brennereien. Daneben wird für die Herstellung von Whisky Getreide benötigt. Dieses wird gemälzt oder auch ungemälzt verwendet. Hauptzutat vieler Whiskysorten ist gemälzte Gerste. Hefe ist eine weitere Zutat und für die Gärung zuständig. Aus diesen Zutaten wird dann in mehreren Schritten Whisky hergestellt. Je nach Destillerie und Herkunftsland unterscheidet sich auch die Herstellung.

Erster Schritt bei der Herstellung ist das Mälzen der Gerste. Schon dieser Vorgang ist von Brennerei zu Brennerei verschieden. Unmittelbar vor dem Maischen wird das Getreide geschrotet und mit heißem Wasser vermischt. Ähnlich wie beim Bierbrauen findet dann die Gärung statt. Auf die Gärung folgt die Destillation. Bei diesem Prozess durchläuft das Rohprodukt die sogenannten Brennblasen.

Der entstehende “new make” wird nun in Holzfässer abgefüllt. Nur durch die Lagerung und jahrelange Reifung im Holzfass entwickelt Whisky den Geschmack und die Farbe, die seine Liebhaber erwarten.

Die richtige Lagerung

Wichtige Faktoren bei der Lagerung sind die Holzart, was zuvor in diesem Fass gelagert wurde, wo sich das Lagerhaus befindet und wie dieses erbaut wurde. So bringt etwa ein Lagerhaus direkt am Meer den typisch salzigen Geschmack einiger schottischer Single Malts. Die begehrten Eichenfässer, in denen zuvor zumeist Sherry oder Portwein gelagert wurden bringen dunkle Whiskys mit dem typischen Eichenaroma hervor. Auch das Ausbrennen der Fässer ist für den Geschmack und die Farbe von großer Bedeutung. So stammt ein echter Bourbon Whisky aus einem Eichenfass, das erstmalig in Verwendung ist und zuvor ausgebrannt wird. Es entstehen die süßlichen Kokos- und Vanillearomen. Tannine des Holzes sorgen für Leder- oder Walnussaroma.

Damit sich ein Whisky Whisky nennen darf, ist es gesetzlich in den meisten Ländern vorgeschrieben, dass der Whisky mindestens 40% vol Alkohol hat und drei oder mehr Jahre in einem Fass gereift ist.

Was ist weißer Whisky?

Ganz genau hier liegt der große Unterschied zwischen den klassischen Whiskysorten und dem weißen Whisky. Weißer Whisky ist schlichtweg ein unfertiger Whisky, denn er durchläuft diesen letzen und sehr wichtigen Herstellungsschritt nicht. Der Whisky wird nach der Destillation nicht in jene Holzfässer abgefüllt, die nach Jahren dem klassischen Getränk sein authentisches Aroma verleihen. Weißer Whisky wird sofort nach der Destillation in Flaschen abgefüllt. Nachdem der Reifeprozess völlig fehlt, entwickelt das Getränk auch keine typische bräunliche Färbung, sondern bleibt klar wie Wodka.

Natürlich fehlt diesem Whisky nicht nur die Farbe, sondern auch der typische Geschmack. Einzig der Alkoholgehalt des Getränkes bleibt erhalten. Nimmt man es ganz genau, ist dies auch die einzige Gemeinsamkeit, die der neue Whisky mit dem alten hat. Verkauft werden die neuen Kreationen unter Namen wie „white dog“ oder „moonshine“ – da sie sich laut Gesetz eben nicht Whisky nennen dürfen. Es handelt sich um Weißen Whisky, der nie ein Fass von innen gesehen hat. Hat man einen „Ghost“ im Glas, so besteht die Wahrscheinlichkeit auf etwas mehr Aroma, das allerdings zugesetzt wird.

Weißer Whisky

Weißer Whisky soll für mehr Umsatz sorgen

Nun werden sich Whiskyliebhaber die Frage stellen, warum Brennereien diesen Weg gehen und klaren und „geschmacklosen“ Whisky erzeugen. Um diese Frage beantworten zu können, muss man einen Blick nach Übersee wagen. Weißer Whisky ist eine Erfindung der Amerikaner. Der Grund dafür ist schlichtweg, dass der Whiskyabsatz in den letzten Jahren deutlich rückläufig ist. Lange Zeit galt Whisky als das typische Getränk für „harte Kerle“.

Doch immer mehr Amerikaner greifen heute zu importierter Ware. Scotch oder Canadian Whisky sowie der aus Europa und Asien stammende Wodka erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und sorgen dafür, dass der einheimische Whisky ins Abseits gedrängt wird. So dominierten vor etwa 15 Jahren noch die einheimischen Whiskys mit 42 Prozent des Gesamtumsatzes an Spirituosen. Diese Zahlen haben sich gewandelt und so ist nur noch jede fünfte Flasche, die von den Amerikanern getrunken wird, auch Whisky aus dem Inland. Scotch, kanadischer Whisky und Wodka zeigen sich dagegen mit deutlich steigenden Zahlen.

Weißer Whisky benötigt keine lange Fassreifung

Die Tatsache, dass sich der Geschmack der Amerikaner offensichtlich im Wandel befindet, sorgt auch für einen Wandel bei den Getränkeherstellern. Die neuen Getränke fallen geschmacklich etwa zwischen Whiskey und Wodka und haben das Image des „klaren und weichen“ Drinks. Dabei liegt der Preis in Übersee für den Liter bei etwa vier bis sechs Dollar. Ein gewaltiger Unterschied zu einem guten Whiskey, der jahrelang reifen durfte.

Genau hier liegt ein weiterer Grund für die Brennereien Weißen Whisky herzustellen. Weißer Whisky wird produziert, abgefüllt und gelangt sofort in den Verkauf. Das bedeutet auch sofortigen Umsatz. Während der gute und teure Whiskey also in Ruhe in seinen Fässern reift, sorgt der Weiße Whisky für Umsätze und trägt damit zur wirtschaftlichen Sanierung so mancher kleinen Brennereien bei. Doch nicht nur die kleinen Destillerien konzentrieren sich auf das neue Getränk. Die bekannten Produzenten Jack Daniel‘s und Jim Beam sind ebenfalls mittlerweile auf den Zug aufgesprungen und produzieren Weißen Whisky.

Kings County Moonshine

Die großen Marken folgen dem Trend

Jack Daniel’s New Make ist unter dem Namen Unaged Rye auf dem Markt erhältlich, der weiße Whisky von Jim Beam nennt sich Jacob’s Ghost White Whiskey. Fans der beiden Marken kennen wohl bislang eher die stark aromatisierten Drinks. Nun wenden sich die beiden Destillerien auch dem neuen Weißen Whisky zu. Beide Destillate zeigen sich mit einem Alkoholgehalt von 40 %Vol. auf den ersten Blick gleich. Dennoch besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden White Whiskys. Jim Beams Jacob’s Ghost White Whiskey darf sich Whisky nennen. Der Unaged Rye von Jack Daniel’s allerdings muss auf diese Bezeichnung verzichten. Der Grund liegt im amerikanischen Gesetz. Destillate, die als Whiskey bezeichnet werden dürfen, müssen im Eichenfass reifen. Wie lang das zu geschehen hat, ist in den USA allerdings nicht festgelegt (im Gegensatz zu zum Beispiel Schottland: Hier sind es drei Jahre). So reicht es eigentlich, den frisch destillierten Whisky ins Fass zu gießen, um ihn am nächsten Tag in die Flaschen abzufüllen.

Whisky oder doch kein Whisky

Jim Beams New Make wird in Eichenfässer gefüllt und darf hier ein Jahr reifen. Danach wird der White Whisky gefiltert. Das wird gemacht, damit er die Farbe und die scharfen Aromen, die durch die Lagerung entstanden sind, wieder verliert. Im Gegensatz dazu kommt der Jack Daniel’s sofort in die Flasche. Dem amerikanischen Gesetz entsprechend darf er sich daher nicht Whisky nennen. Daneben wird dieser „Whisky“ mit einem sehr hohen Roggen-Anteil von etwa 70 Prozent hergestellt. Preislich liegt der Jim Beam in unseren Breiten bei vergleichsweise günstigen rund 53 Euro für 0,7 Liter. Der Unaged von Jack Daniels dagegen dotiert mit rund 140 Euro für dieselbe Menge. Das sind Preise, die sicherlich nur von wirklichen Liebhabern bezahlt werden, weil sie für einen ungereiften Whisky sehr hoch liegen. Etwas günstiger kommt man zum Beispiel an den Whisky von

die auch alle geschmacklich in Ordnung sind, sicher aber nicht überragend.

Weißer Whisky – gut oder nicht?

Meiner Meinung nach wird der weiße Whisky – zumindest bei uns – keine große Zukunft haben. Für die Preise bekommt man durchaus soliden, „echten“ Whisky, mit Farbe und Aroma. Für Liebhaber von gutem Wodka stimmt die geschmackliche Zusammensetzung aus meiner Sicht auch nicht, der Geschmack ist doch zu eigen. Ob sich der New Make in den USA durchsetzen wird, bleibt abzusehen.

Bild: „Moonshine“ by Cindy Shebley under CC2.0
JOH_2283“ by star5112 under CC2.0
Jars for sale“ by daveynin under CC2.0

2017-11-20T16:24:23+01:00

About the Author:

Freddy liebt vor allem milde, schottische Whiskies, es darf aber auch mal rauchig sein. Er schreibt seit 2014 mit Begeisterung über alles, was mit dem "Wasser des Lebens" zu tun hat. In seiner Freizeit wandert er viel mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.

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