Whisky richtig lagern

Ob stilecht in der Globusbar oder einfach nur im Schrank – alles über die richtige Lagerung von Whisky bei Euch zuhause möchte ich Euch in diesem Artikel näher bringen.

Im April 2012 habe ich mir meinen ersten ernsthaften (und damit meine ich über 20 Euro – damals ein Bushmills 10) Whisky geschenkt. Nach der Verkostung war ich direkt begeitstert vom Geschmack – habe mir aber nur wenige Gedanken über die richtige Lagerung der Flasche gemacht. Heute – fast vier Jahre und über 30 Flaschen später – habe ich einiges über die richtige Whisky Aufbewahrung gelernt und möchte Euch mein Wissen gerne weitergeben.

Für die ganz Eiligen hier die Tips in der Kurzübersicht:

  • Whisky sollte immer stehend gelagert werden.
  • Whisky sollte immer dunkel gelagert werden. Hierfür eignet sich der Karton, in dem der Whisky verkauft wird.
  • Whisky kann gut bei Zimmertemperatur gelagert werden, wer Ihn aber länger als sechs Monate aufbewahren will, sollte Ihn in einen etwas kühleren Raum stellen.

Zunächst möchte ich genauer darauf eingehen, wie man offenen Whisky lagert, da geschlossener Whisky meist unproblematischer zu lagern ist. Wie Ihr geschlossenen Whisky richtig lagert, erfahrt Ihr im letzten Abschnitt.

Stehend oder liegend?

Im Gegensatz zum Wein, den man optimalerweise im liegen lagert, sollte man einen Whisky immer stehend aufbewahren. Bei guten Whisky werden immer Naturkorken verwendet, die die Eigenschaft haben, dass Sie Ihren Geschmack an den Whisky abgeben, sobald dieser den Korken berührt. Hier sind uns die Weintrinker ein wenig voraus, denn auch bei guten Weinen werden immer mehr Plastikkorken verwendet, die den Geschmack nicht verfälschen. Der Naturkorken beim Whisky aber hat außerdem noch die Eigenschaft, dass er sich mit der Zeit zusammenziehen kann und dann nicht mehr dicht hält. Dies würde bei einem liegend gelagerten Whisky dazu führen, dass er ausläuft. Daher sollte ein guter Whisky immer stehend gelagert werden.

Bei welchem Licht sollte man Whisky lagern?

Whisky HaltbarkeitDirekt vorweg: Whisky sollte immer dunkel gelagert werden, dafür eignet sich am besten der Karton, im dem der Whisky ausgeliefert wird. Licht hat vor allem den Effekt, dass sich die chemische Zusammensetzung des Whiskys verändern kann und sich somit auch der Geschmack verändert. Vor allem sorgt aber starke Lichteinstrahlung beim Whisky dafür, dass sich der Alkohol in der Flasche vom restlichen Inhalt löst und wieder absetzt, was widerum auch einen schlechten Einfluss auf den Geschmack hat. Wenn die Flasche Licht ausgesetzt ist verblasst mit der Zeit auch das Ettiket, was natürlich für den Geschmack nicht wichtig ist, sondern nur ästhetischer Natur ist.

Meine Empfehlung ist also, Whisky immer im Karton zu lagern, in dem er auch gekauft wurde. Außerdem kann man sich überlegen, in einen schönen Barschrank zu investieren, ich habe ja schon immer eine Globusbar im Auge, die mir meine Frau aber noch nicht genehmigt hat 😉

Was ist die richtige Temperatur für die Whisky Lagerung?

Auch die Temperatur ist wichtig für die Whiskylagerung, hier sollte aber vor allem darauf geachtet werden, dass der Whisky an einem Ort aufbewahrt wird, an dem es keine großen Temperaturschwankungen gibt. Ansonsten lässt sich offener Whisky sehr gut bei Zimmertemperatur aufbewahren, ohne dass der Geschmack sich merklich verändert. Wer seinen geöffneten Whisky länger als 6 Monate aufbewahren möchte, sollte Ihn an einem Ort lagern, an dem es knapp unter Zimmertemperatur hat. So sorgt man dafür, dass so wenig Whisky wie möglich aus der Flasche verdunsten kann.

Lunatic von derwhisky.de hat hierzu ein spannendes Experiment gemacht in dem er aufzeigt, wie sich Temperaturschwankungen und Sonnenlicht auf den Geschmack auswirken. Ergebnis: Dunkel und bei 18° gelagert behält ein Whisky am ehesten seinen Geschmack.

Wie lange hält offener Whisky?

Wie lange offener Whisky haltbar ist lässt sich so schwer sagen, da jeder Whisky anders auf die Luft, die nach der Öffnung einströmt, reagiert. Wer alle Tips von oben beachtet hat, hat im Normalfall mindestens 6 Monate Zeit, bevor sich der Geschmack merklich verändert. Ich habe beispielsweise seit drei Jahren einen Lagavulin im Schrank stehen und konnte bis jetzt noch nicht feststellen, dass sich der Geschmack bemerkbar verändert hat. Übrigens: Wenn der Whisky ungeöffnet bleibt, hält er sogar 100 Jahre – wie die Kollegen von blogg.de hier erklären.

Weitere Methoden

Grundsätzlich gibt es noch drei weitere – etwas exotische – Methoden, die in meinen Augen aber relativ aufwändig sind und teilweise sogar ungeeignet sind:

Die erste Methode ist das hinzufügen von Murmeln oder Glaskugeln in den geöffneten Whisky, um das Flüssigkeitslevel nahe an den Korken heranzubringen und damit so wenig Luft wie möglich in der Flasche zu haben und die Oberfläche, die von Sauerstoff berührt wird, möglichst klein zu halten. In der Theorie mag das Sinn machen, in der Praxis ist es aber nach meiner Erfahrung extrem schwierig, die Kugeln so sanft in den Whisky zu bringen, dass sie nicht noch mehr Sauerstoff an den Whisky bringen und damit sogar den gegenteiligen Effekt haben. (Ganz davon abgesehen, dass ich der Meinung bin, dass der Geschmacksunterschied praktisch nicht existent ist).

Whisky KaraffeDie zweite Methode ist ähnlich: Den geöffenten Whisky in eine Karaffe umfüllen. Ich habe von meiner Frau die Spiegelau & Nachtmann Julia Paola Karaffe bekommen und mit einem günstigen Whisky ausprobiert. Grundsätzlich funktioniert die Karaffe gut, der Korken scheint mir luftdicht zu schließen und lässt sich auch gut wieder öffnen. Der Whisky hat sich in meinen Augen auch geschmacklich nicht verändert. Aber auch hier ist fraglich, ob man beim Umfüllen nicht mehr Wirbel verursacht, als wenn man den Whisky in der ursprünglichen Flasche gelassen hätte. Außerdem hat man bei der Karaffe dann wieder den Nachteil, dass der Whisky mehr Licht ausgesetzt ist als im Karton. Von daher ist die Karaffe zwar ein schickes Geschenk, zur Lagerung aber nur bedingt geeignet.

Die dritte Methode ist diejenige, die ich noch am sinnvollsten erachte: Und zwar wird der Whisky, nachdem er geöffnet ist, wieder mit einem Parafilm-Streifen verschlossen. Die Streifen sind recht günstig (30 Stück für unter 5 Euro) und leicht in der Handhabung. Wer einen Korken hat, der nicht mehr ganz dicht hält oder einen Whisky, den er lange nach dem Öffnen aufbewahren will, sollte zusätzlich zu den Tips oben die Flasche mit Parafilm versiegeln.

Geschlossenen Whisky lagern

Die Lagerung von noch verschlossenem Whisky ist denkbar einfach: Wer sich an die drei Grundsätze von oben hält (Stehend lagern, wenig bis keinem Licht aussetzen, keinen Temperaturschwankungen aussetzen und möglichst bei Zimmertemperatur aufbewahren) kann seinen geschlossenen Whisky beliebig lange aufbewahren. Aber im Ernst, denkt lieber drüber nach, ihn auch zu trinken ;).

Fazit

Richtig angegangen ist Whiskylagerung recht einfach, wenn man die folgenden drei Grundsätze beachtet:

  • Whisky immer stehend lagern
  • Whisky immer dunkel lagern
  • Whisky immer bei Zimmertemperatur oder leicht darunter lagern und Temperaturschwankungen vermeiden

So hält sich bereits geöffneter Whisky mindestens 6 Monate, noch verschlossener Whisky kann so beliebig lange aufgehoben werden.

Bildnachweis:
The Whisky Library by Mikael Leppä / CC BY 2.0
Whiskey by Scott / CC BY 2.0

2020-07-16T12:38:05+01:00

About the Author:

Freddy liebt vor allem milde, schottische Whiskies, es darf aber auch mal rauchig sein. Er schreibt seit 2014 mit Begeisterung über alles, was mit dem "Wasser des Lebens" zu tun hat. In seiner Freizeit wandert er viel mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.

10 Kommentare

  1. Klaus J. A. Bérard 7. Mai 2017 um 07:25 Uhr - Antworten

    …sehr hilfreich für einen Whiskey-Neuling. leider kann ich nirgendwo folgendes erfahren:

    Ich habe ein Holzfässchen (innen Glas), 2 Krüge, und drei Flaschen „12 Jahre alten Scotch“, steht jedenfalls auf den Behältnissen drauf. Alle Behältnisse sind ungeöffnet, jedoch fehlt überall etwa 1/4 des Inhaltes! Ist das verdunstet und wie wirkt sich das auf den Restinhalt aus? Kann ich den Inhalt noch trinken, bzw. durch reinen Alkohol ergänzen, anders gefragt was kann/sollte ich mit den Behälnissen samt „Noch-Inhalt“ tun?

    Hat jemand eine Idee oder Erfahrung?

    • Freddy 29. Mai 2017 um 13:50 Uhr - Antworten

      Hallo Klaus,

      interessante Frage! Kommen die Flaschen aus derselben Destillerie oder sind das komplett unterschiedliche Whiskies? Grundsätzlich kann der Inhalt ja nirgendwo hin, wenn die Flasche richtig verschlossen ist. Wenn die Flaschen also ungeöffnet sind, spricht das für einen minderwertigen Korken (oder anderen Verschluss), der eben durchlässig ist.

      Zu der Frage: Der Inhalt ist dementsprechend verdunstet und da der Alkohol am flüchtigsten ist, ist dieser wahrscheinlich am ehesten entwichen. Den Inhalt kann man definitiv trotzdem noch trinken, wahrscheinlich schmeckt der Whisky aber anders, als wenn er „frisch“ gewesen wäre. Wie immer ist das natürlich eine Frage des Geschmacks, wenn er dir noch schmeckt, spricht nichts dagegen, den Whisky so zu trinken. Mit der Zugabe von reinem Alkohol wäre ich vorsichtig – davon würde ich dir abraten. Zum einen gesundheitlich sehr bedenklich, zum anderen wirst du den ursprünglichen Geschmack nicht mehr hinbekommen. Der Alkohol löst bei der Lagerung Geschmacksstoffe aus dem Whiskyfass und bindet sie an seine Moleküle – das gibt dem Whisky den einzigartigen Geschmack. Reiner Alkohol hat diese gebundenen Moleküle nicht, schmeckt daher auch anders.
      Ich hoffe, das hat ein wenig geholfen!

      Viele Grüße,
      Freddy

  2. philippe 11. Juni 2019 um 14:26 Uhr - Antworten

    Hallo:)
    wie sieht es mit ungeöffneten Flaschen aus, kann man die liegend lagern oder ist das auch nicht zu empfehlen?
    Ich habe eine Flasche 18 jähriger Glengoyne (ungeöffnet) und frage mich ob ich sie in einem Weinklimaschrank für längere Zeit lagern kann, was aber nur liegend geht.
    Liebe Grüsse
    Philippe

    • Freddy 30. Oktober 2019 um 16:22 Uhr - Antworten

      Hallo Philippe,

      stehend ist immer besser, da der Korken so nicht in Berührung mit dem Whisky kommt.

      Den Weinklimaschrank halte ich für overkill, es reicht den Whisky trocken, lichtgeschützt und ohne plötzliche und größere Temperaturschwankungen zu lagern (also irgendwo im Schrank oder im Keller)

      Viele Grüße

  3. Martin 9. September 2019 um 10:52 Uhr - Antworten

    Hallo, danke für den Beitrag! Ich habe seit ca 1 1/2 Jahren einen 30 Jährigen Sherryfass Whisky offen. Er war immer im dunkeln und bei Zimmertemperatur gelagert… ich denk zwischen 22 und 25 Grad je nach Situation ev. auch mal kurzzeitig 20 oder 26…. Die Änderungen waren aber natürlich immer langsam… Da die Flasche nun aber erst zur Hälfte getrunken ist habe ich Angst dass ich den Whiskey töte bevor sie lehr ist. Bis jetzt ist mir keine Geschmacksveränderung aufgefallen. Macht es Sinn die Flasche nun noch in einen Kühlschrank bei 18 grad zu lagern oder ist die Gefahr damit grösser in zu „beschädigen“…
    Grüsse Martin

    • Freddy 30. Oktober 2019 um 16:25 Uhr - Antworten

      Hallo Martin,

      sicher, dass der Kühlschrank 18 Grad hat? Das wäre ja sogut wie kein Unterschied zur Raumtemperatur. Normale Kühlschränke haben eher um die 5-8 Grad. Das würde ich aber nicht machen, die relativ schnelle Temperaturänderung von Zimmertemperatur auf Kühlschrank (und bei jedem mal rausholen wieder zurück) könnte sich schon negativ auswirken. Ich würde es einfach so lassen, wie du es bisher gemacht hast, das hört sich für mich am vernünftigsten an.

      Viele Grüße

  4. Sven 11. September 2020 um 17:13 Uhr - Antworten

    Hallo, auch wenn es lange her ist hier, vielleicht wird die Frage ja noch beantwortet 🙂 Ich habe oft mal was davon gelesen, wenn man die Flasche Jahre aufbewahren will, man aller paar Monate die Flasche mal kurz kippen sollte, damit der Korken befeuchtet wird, damit er nicht irgendwann spröde wird und abbröckelt. Ist da was dran?

  5. Robert 14. Dezember 2020 um 13:16 Uhr - Antworten

    Hallo
    Wegen der lagerung, ich würde den Whiskey gerne in einer Vitrine lagern, einige der Flaschen stehen ohnehin im Karton oder in der Blechdose aber für die anderen – macht es Sinn wenn ich das Glas mit einer getönten Folie foliere oder müsste es dann tatsächlich ein UV Filter sein? Ich meine – reicht eine einfache Tönung vom Glas?

  6. Sandra Deiss 14. Februar 2021 um 17:07 Uhr - Antworten

    Hallo. Vielen Dank für den interessanten Artikel.
    Muss aber doch noch etwas loswerden und ablästern: mir tun Männer immer ein wenig leid, die von ihrer Partnerinn eine Erlaubnis benötigen – hier den Kauf eines Barglobus. Klar ist das vermutlich witzig gemeint. Ist es das aber bei genauerem Nachdenken wirklich?

    Alles Gute

  7. Klebefolien 9. Juni 2022 um 19:02 Uhr - Antworten

    Ich nehme mir gerne die Wertvolle Tipps mit. Danke dafür.

    Lg Alisa

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